Posts mit dem Label Melusine werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Melusine werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

20120428

DRACHENWEIB (We took the wrong road)


Indian Ocean, 20. August 2009, 00:45 (IST Indian Standard Time)

Sie sucht mich an den Ufern, nicht länger ist sie im Trockenen. Still saß sie vor langer Zeit am See Ontario und früher einmal spuckte sie in den Wannsee. Sie scheute die Nässe und ließ meine Tränen nicht ihre Wangen benetzen. Sie blieb und steckte die Füße in hohe Schuhe, die schmerzten. Weit wurden ihre Pupillen vor Angst, wenn ich sanft Wellen ans Land schlagen ließ. Als ahnte sie schon, was kommen würde... Sie konzentrierte sich auf die Segelboote und lauschte dem Klang der Dampfschiffschlager. Sie tat, was sie konnte, um mich nicht zu hören. Nun aber steht sie in der Böschung, den Kopf zur Seite geneigt, das blonde Haar weht ihr aus dem Gesicht, die Nase schnuppert, die Ohren spitz wie die Brüste unter der Bluse. Sie lauscht. Dem Gesang der Sirene, die sie ist.

Lost all your letters when the ship sank
In the disjointed breaking light
The soft blue approach of the water
Makes a sound you won't forget

Wo warst du, Melusine? Ich war eine Haut ohne Schuppen, ein Fetzen trockenes Papier. Ich blutete nicht mehr  und stöhnte nicht und sang nicht gegen die Wellen. Wo warst du, Melusine? Ich war unter den teuren Erden, ich war ein roter Staub zwischen den Zehen, ich war die Asche unter den Hölzern. Wo warst du, Melusine? Am anderen Ende der Welt. Ans andere Ende der Welt, Schwester, hast du mich verbannt. Du vergaßt meinen Drachenleib und dachtest nur an den Fischschwanz. Wo warst du, Melusine? Ich breitete die Flügel des Drachen aus. Ich war ein Vogel im Baum, ein Schimmer zwischen den Büschen. Ich kannte mich nicht mehr, weil du mich verleugnetest. Wo warst du, Melusine? Ich fiel getroffen vom Stein aus dem Himmel vor seine Füße. Wo warst du, Melusine? Ich war gestorben, mein kleines Herz unter den Federn hatte aufgehört zu schlagen.

I took the Wrong Road round
Stranded at low-tide where the river bends
Wouldn't you know it, that's how life ends

Melusine, tat ich das? Wie bringe ich dich wieder zum Singen? Ozeane unter der platzenden Kruste, langsam wie Lava, zäh wie Brei, trieben dich fort? Erst der dunkle Ritter ließ dich erbeben. (Er ist es nicht.) Solange du dich verbargst, konnte ich nicht leben. Der salzige Geschmack in meinem Mund aus der Tiefe dieses Meeres, als du dich ihm öffnetest. (Er ist es nicht.) Aber er bohrte den Boden auf. Es rauschte in meinen Ohren dein Stöhnen. Sie kam zurück. Sie sang. Die Verräterin tauchte durch die Nacht.

Wie schrecklich bin ich, wie schön und wie traurig. Einer wird sterben. Wie ich starb, als ich ein Vogel war und du die Schlange. Wir nahmen den falschen Weg. 

20110224

BECKENSCHLÄGE (A town without trains has brought you home again)

Indian Ocean, 18. September 2009, 00:35 (IST Indian Standard Time)

A town without trains
He runs to meet you

Du schlägst das Becken, Schwester. CRASH. Du schlägst, die Stäbe wirbeln, hinauf, hierüber, Hi Hat, Tom tom, TRAIN SPACE, comecomecomecomcomecome. Der singt mit dir, der schnellt sich ein, dir zu. Vereint: die Sehnsucht ohne Grenze zu sein. Du warfst dich dem dunkeln Ritter Tom zu Füßen. Doch ist es am Ende Karim. Der Knabe, der den Vogel entdeckte, damals im Outback. Du weißt von nichts. Ich sah die Jungen dort draußen: Tomasz und Karim. Einer schoss, ehe ich fiel, - und einer nicht. Vergessen wie ich dort hinkam. Fast wäre ich ausgetrocknet zu jener Zeit, denn du lebtest fern der Seen. Be my nightmare. Während ich mich wälzte vor denen, knöpftest du dich zu und wandeltest dich dem Sohnesvater an...

And I've grown to accept
that people know the next steps

TRAIN SPACE. Wir wuchsen auf unter den Zügen, die ans Meer zogen. Wir lagen und fühlten das Rauschen, das Rollen, den ungeheuerlichen Lärm, die Geschwindigkeit, das Beben, wir tauchten in die Tiefen. Keiner war dort unten gewesen, nur das verschwimmende Bild, das wir wogend erschufen in der Dunkelheit. Der Herr der Hölle: Tom Hell, dachten wir. Unser Alptraum. Der Traum-Mann. Ein fürchterlicher Irrtum, Armgard. Du Schwester, stießest mich in die Tiefe, als es gefährlich wurde. Doch so entkamst du ihm nicht...

Upstream and our stars
under one sky

Immer dachte ich meine Wunden wären der Preis. Be my nightmare. Es schien, als sei er gekommen. Das Kind im Mann, dem wir verfielen. Doch du schlugst und sangst und schlugst und sankst. Das Gold-Auge des sanften Narren, das Beben im Becken, die Schläge, die Stäbe, das Singen, deins, seins, meins, eins. Karim, also. Doch er, nicht der Höllen-Mann. Seine Hände berührten dich nie. CRASH. Sein Riff: Comecomecomecomecomecome. Der ist kein Spieler. Er spielt uns ein Leben: Du kommst ihm entgegen, er dir, ihr seid, die fahren, die rasen ins Meer, da ist das Delta, verströmen wir uns.

A town without trains
has brought you home again

Tom tom. Er wird sich rächen, der düstere Prinz. Ahnst du es schon? Ich reiche ihnen die Messer und löse meine Strümpfe. Die bloßen Fußsohlen strecke ich ihnen entgegen. Mein Opfer, um dich zu retten. Singapore. Kein Ring für Melusine. comecomecomecomecomecome.

Tauchgang. Blutspur im Meer.

Armgard. Meine.....

Schwester!

20101126

GLUT (Unfinished business)

Indian Ocean, 11. Oktober 2009,  00.45 Uhr (Indian Standard Time IST)

When you miss your baby
You need some heaven
That's what I heard
Unfinished business

Wer will brennen?, wurde gefragt. Da hört man sie schreien: ICH. Das gelogene Wort. Hinausschreien, was nicht ist. Gib nicht vor zu sein. Du solltest dich hüten, Melusine. Das Feuer aber glimmt, gebe ich zu. Nicht in dir. Oder mir. Es IST. Lebendig. Heiß. Tödlich. Jede muss sterben. Du zuerst. Das hatte sie immer gesagt. Und ich war einverstanden. Sahest du je einen brennenden Ölteppich auf dem Meer, Armgard? Das bin ich. Da ist es wieder. Das verbotene Wort. Ich schwimme. Selbst im Wasser glüht das noch. Ich gleite. Auch das Wort gleite ich aus, so gehört es mir zu. Bis du es mir aushauchst. Immer wieder. Mein Vergehen gegen dein Leben. Was tatest du uns, als du den Lockgesang aufnahmst? Ihn mit deinem Trommeln antriebst? Comecomecomecomecomecome. Ich weiß, dass du ihn nie berührtest. Kein einziges Mal. Doch der dunkle Ritter sah euch. Und hörte. Geschnitten aber wurde dann ich. Be my nightmare. Armgard muss treu sein wie Gold. Aber mein Blut floss. Die Füße ausgeliefert den verheerenden Schnitten. Diese Messer waren scharf. Comecomecomecomecomecome. Ich schrie. Lauter war euer Gesang,  deine Trommelschläge, sein Riff. Der dunkle Ritter ließ die Arme sinken. Doch seine Augen schnitten mir ins Fleisch. Singapore. So weit bin ich - und verloren. Du zittertest vor Glück, als es vorüber war. Mich banden sie los und ich fiel vor ihre Füße. Meine Glieder zuckten. Die Jahrhunderte zogen vorüber. Es kann nie anders sein. Du verwahrst, ich verglühe. Du erhältst, ich erlöse. Du betrügst, ich büße. 

You're tired and bit frost
Tattoos and snapshots
Then lose your way
Unfinished business

Are you gonna make it?

20100805

BRENNEN (I want you so much I could burst)

21. Oktober 2009, Indian Ocean, 23.45 Uhr (Indian Standard Time IST)

Deine Hände unter der Decke, wie die krampfen. Es bricht unter deinem Druck fast mein Herz, doch schwimm ich mich frei. Das brennt, als seien wir zwischen Brennnesseln gefallen. Das kleine Mädchen geschubst von dem schwarzen Ritter, hörst du ihn lachen hinter dem Baum? Mit strenger Miene tauchst du auf über den Wolken, Armgard: So war es doch nicht. Ich fiel doch hin, da war doch keiner. Dann wälzte ich mich zwischen den haarigen Pflanzen, den brennenden Schmerz auf der Haut auszukosten. So ist´s gewesen. Doch das warst nicht du. Du gingst zum Bach hinunter und kühltest den nackten Arm im fließenden Wasser. Ich konnt´s nicht lassen, den Rock hochzuziehen, die Strümpfe wegzustrampeln und mich noch einmal zu drehen. Ich war das, Melusine, und du warst das, die stand unter der Brücke bis zu den Hüften im Wasser und ließest es rauschen um die glühende Haut. Ach, alles Lüge. Wir waren es und ich. Sie sah mich vom Fenster aus. Die mit den lockenden Haaren, goldener Schimmer hinter dem Glas. Sie hat nie gefragt. Ihr brauchten wir nichts zu verbergen. Nicht ihr.

Sein Wort ist´s, das dich brennen macht, dir den Körper versteift unter der Decke, die Hände auf die Brust gepresst. Gib nach, Schwester. Nur Worte, nur Worte. comecomecomecomecomecome. Der sanfte Narr wird nie mehr mit dir singen.


Oceans apart. I want you. 
I want you so much I could burst.

Ich muss dich warnen. Er ist ein Kind. Bricht die Versprechen. Ein Grinsen hat er mit Lippenstift aufgemalt, dich zu schrecken. I want you. Dann zittern wir ihm entgegen. Du auch. Wir vergessen die kahle Brust und schaudernd presst du die Lippen gegen den Schirm. Warum den? Weil  er es kann. Wie keiner zuvor. Und Worte sind keine Messer. Und Füße narben so nicht.  Ich ließ es geschehen. Nach Singapore und weiter. Darum zog es mich an deiner Stelle zu ihm, war ich vor dir. Die vor dir war, dich zu schützen. Be my nightmare, flüsterte der und schuf so das Meer, wogend.  Kein Entrinnen gibt es von dort unten zwischen dem algigen Grün. Dumpf dröhnt das Wasser in deinen Ohren. Hörst immerzu den Gesang: come.come.come.come.come.come. Be my nightmare. comecomecomecomecome. So schwamm ich dir voraus. Immer zog´s uns ins düstere Grün.

Wish you well, schriebst du zum Abschied einmal. Tatest du so. Ach, arme Armgard. Well, there´ll always be another wave, sagt der und küsst ein Mädchen. I´m only twenty- eight. Du lässt ihn gehen. Denkst du. Sende ich ihm den Schmerz, soll der spüren wie du. Spürt der dich. Kann der nicht. Keine andere nur dich, dich, dich. Seinen Lenden, glaubt er, ist es Natur und gleich. Doch da bist du. Bin ich. Nur wir. Wird er sich verzehren. Wie wir. Bis du. Dich entscheidest. Das wird ein Fehler. JOKER. Er ist der dunkle Ritter. Nimm die Maske ab. Verlangst du. Tomasz. Dich. Verlangt sie.  Alles vergebens.


I want you so much I could burst.

20100510

ANGEL (Everybody said that she´s good in bed)

1. November 2009, Indian Ocean,  10:22 Uhr (Indian Standard Time IST)

Engelsgleich federte sie durch die Gärten, achtlos über Zäune und Hecken; ach, sagten die Leute, die hat sich verloren. So wollte i c h werden. D u, Armgard, fürchtetest ihren Wahn. Ich jedoch sehnte das Untergehen in ihrem Wogen herbei. Durchs düsterglitschige Grün suchte ich ihre Umarmung. Heftig presste ich mich ihr auf und sie öffnete sich. Empfing mich innig und brachte mich heim. Da war es um mich geschehen. Wirr hingen ihr die Korkenzieherlocken ums feine Gesicht. Immer wieder griff ich trunken hinein.

"Tauchst du nur tief genug", sagte sie, "dann siehst du, wen du liebst und geliebt hast und immer lieben wirst, in alle Ewigkeit: in der Tiefe siehst du und leidest. Ohne Entrinnen. Du wirst dich vergeben, um das zu vergessen." Ich verstand sie nicht. Sie wusste es schon. Ich verweigerte mich. Du ließest dich ein. Ich begriff es endlich. Da warst du schon dort. Von Ewigkeit zu Ewigkeit. Sind wir gebunden. Ich tauchte. Du schliefst. Wir geben nichts, mach es dir klar, Armgard. Ich verschenke mich, du dienst. Wir nehmen es nur auf. Du immerhin trägst es weiter. 

Die Lockige, die ich zuerst liebte und dann verließ, war weise. Sie ließ mich schauen auf dich. Die in der Tiefe zu sehen sind, fallen aus unserer Zeit. Dass wir sie verlieren, ist unser Glück. Gib dich auf, vergib dich. Die ich sah, die wir sahen, dürfen uns nie gehören. "Keiner gehört keinem.", vernünftelst du. Armgard, ich könnte töten aus Leidenschaft. Du nicht. Ich weiß. Du lässt sie gehen ohne mit den Lidern zu zucken. Keine Eifersucht lässt die Schamhafte den Blick senken, still stehst du und duldest, fast ohne Schmerz. Das glaubte ich dir nicht. Dann sah ich dein Lächeln.

Du hast die Söhne. Keine kann sie dir nehmen. Sie sind aus dir. Denen hast du dich verschrieben. Sie tragen dich in sich, wie du sie trugst in dir. Das werde ich nie erfahren. Es ist mein Nabel, an dem die blasse Narbe schimmert, die dich nicht mehr entstellen kann. Als du den nächsten Sohn bekamst, scherzte ich: "Wir können nichts anderes." Wir lachten. Doch weiß ich im Herzen, Schwester, dass es stimmt. Keine Tochter wird uns begleiten, die mich gerettet hätte.

So hielt ich mich fern. Glitt durch die Meere. Du indes wusstest nicht, was du tatest. Traumwandlerisch bewegtest du dich auf ihn zu. Stelltest dich so dicht an ihn hin, dass du aufschauen musstest. Du wolltest in die Knie sinken, daher bautest du ihm einen Sockel. Nicht recht wohl fühlte er sich dort oben. Doch gefiel es ihm herabzuschauen auf deinen blonden Scheitel. Du glaubtest, er wähle dich. Doch hattest du ihn erhoben, der Vater zu sein, mein blindes Schwesterherz. Das ging gut. Das tat weh. Ich fühlte von Weitem mit dir. Eine Nacht schnitt es mir in die Kehle. Ich ahnte, dass er vom Sockel stürzte. Ich ahnte auch: Du hieltest still. Um der Liebe willen, die nicht vergeht. An den Ufern der Seen zweier Kontinente saßest du: Lake Michigan, Wannsee, Stechlin. Die Söhne spielten zu deinen Füßen, während du dem Plätschern lauschtest. Du wartetest. Meine Kehle war wund. Ich brachte keinen Ton hervor. Verzeih mir, Schwester, verzeih.

Sie, die wir zuerst liebten, sang von Seraphim und Cherubin, deren weiße Gewänder im sanften Wind wehten. Ihre helle Stimme beschwor Harmonien. Keiner anderen hätten wir den Kitsch verziehen. Sie aber linderte vorwegnehmend all die Schmerzen, die wir einander noch zufügen würden, geliebte Feindin Schwester: Dein Mutterherz meiner Leidenschaft, meine Sehnsucht deinem Vertrauen. Ihren Kopf in meinem Schoß wußte ich um die Not, den heilsamen Wahn, unsere ungeborene Tochter. Und ich vergab uns.

Everybody said that she's good in bed
Other people said that she's well read.

20100418

FLAMIN SEA (Here comes a city)

PACIFIC, 10. November 2009, 03.38  (Singapore Time SGT)

Ich glitt hinunter aus den Himmeln in die See. Schon ward ihr da. Ein Zug brachte euch über die Schonung zu den Ufern hin. Rasend schnell näherte er sich dem Delta.

                 Twenty-two rivers I see.

Wie Winde zärtlich durch Baumwipfel streichen, so sind deine Erinnerungen an ihn. Nackt lehntet ihr an der zerklüfteten Eiche. Gelb flatterte das Band am Ast. In der Dunkelheit webte sich schimmernd das Netz um eure erhitzten Körper. Ein Blitzschlag verband mit verzückendem Zucken die Glieder. Doch so stimmt es nicht. So geschah es nicht. Heiß brannte die Sonne, kein märzener Frühlingshauch umfing euch. Und: Können denn Riesen am Meeresstrand Wurzeln schlagen? Noch weniger als im Asphalt, vergiss das nicht. Es war alberne B-Horrorfilm-Romantik. Aber: Ihr fühltet ein heiliges Begehren. Deinen erschöpften Leib betörte die täuschende Zärtlichkeit des maskierten Jünglings.
Spitz die Ohren, flüsterte ich.

"Rolling. Pushing. Rolling. Pushing."

Oh, boy. Shut up.

Wenn du sprichst, schlägt sie die Augen auf. Der Spiegel erlischt. Sie sieht die unbehaarte Brust auf dem Laken. Das kühlende Wasser der See versickert. Schattiges Waldgrün verwandelt sich in Neon-Licht. Die Wogen zerbersten im Lärmen der Kreuzung.

"Pushing you away from me. Pushing you away from me."

"Geliebte Schwester, er ist kein Altar, du bist kein Opfer.", flüsterte ich. Hörtest Du mich endlich? Er ist es nicht, Armgard. Denk an Karim.

He´s only twenty-eight, calls you "Babe". 

Er spielt nur den dunklen Ritter. Schon hat er gebadet in Drachenblut. Du zeigtest ihm unser Geheimnis. Sieh dich vor, Schwester. Er ist ein grinsendes Kind. Ein Schnitt und er wird JOKER.

"A crowded train, a silent night
The country's black and the cities are bright."

Ich eile. Doch der Weg ist weit von hier. Singapore. Keine bleibt unversehrt. Meine Fußsohlen schnitten sie mir. Es gleitet sich schlecht ohne Flossen.
Fucking night: "Let me be your nightmare."
Es ist ein Fake.

"On this flight, through the night
On this flight, historic night"

Zu spät. Sie fällt. -------------------------------------------

THE GERMAN NIGHT.

20100315

OCEANS APART

PACIFIC, 16. November 20.03 (Singapore Time SGT)

Meine Schwester am See, deine Tränen brennen sich ein, durch all die Wasser spür ich dein Salz in meine Haut sich sengen. Das Blut aber meiner aufgeschlitzen Füße, Schwester, ist längst schon getrocknet. Für dich gleite ich durch die Zeit, die Wellen schlagen über mir zusammen. Für dich verstummte meine verwundete Kehle. Ach, Armgard...

"But there´s no reason to cry."

Und wieder weinst du um einen Mann. Sie sind alle Bären. Die Tiere, Armgard, riechen, hören, schmecken uns, aber sie fühlen uns nicht. Du hast dich gewärmt an einer zotteligen Brust. Ich hab´s dir gegönnt, liebste Schwester. Doch du wolltest mehr. Weine jetzt nicht um den Boy Child Man, Armgard, mit seiner glatten Haut. Auch der wird sich ein Fell zulegen. Sie können nackt nicht überleben. Das weißt du doch. Deshalb verfolgen sie uns. Ach, Armgard...

"But there´s no reason to cry."

Komm, ich singe für dich. Ich finde meine Stimme wieder mit dir. Lass uns tanzen. Meine Füße sind verheilt, sag ich dir. Ich werde schweben. Dann wird es nicht weh tun. Reich mir deine Hände. Den Rhein schwimme ich nicht hinauf. So viele Tränen brennen darin. Der deutsche Fluss, oben am Fels saßen wir als Loreley. Weißt du noch? Ach, Armgard...

"No reason to cry."

Kommst Du?

"See you in Singapore."


Then the lightning finds us


Burns away our kindness
We can’t find a place to hide
Come the rainy season
Surrender to our treasons
Can we even find our tears?

20100209

EINE ZUVIEL (Liebe ist ein süßes Licht)

UNTER WASSER  --------- Timeout----------

Eine war Melusine, die tanzte auf den Tischen, die lockte und lachte und trank und suchte Ärger, hielt die Männer hin und die Frauen aus. Am Morgen war sie verkatert, schimpfte und fand nicht aus dem Bett.

Eine war Armgard, die hielt sich an ihn, blickte zu ihm auf und warb um sein Lob, sorgte sich und hoffte auf morgen. Die mühte sich und lernte und schuf ein Heim.

SIE war zwei: Melusine: Sehn-Sucht und Armgard: Lebensfülle. Melusine, auf der Suche nach Lust und Armgard, verlangend nach Liebe. Melusine, die das Unaussprechliche wollte und Armgard, die als Missionarin gab, was verlangt wurde. Sie träumte sich als MELUSINE des Nachts und lebte am Tage als ARMGARD. Sie zog durch die Kneipen in den Nächten, sie lag bekifft auf den Dächern und schaute die Sterne. Sie kochte das Essen und verdiente das Geld bei Tage. MELUSINE // ARMGARD.  Doch er wählte Armgard und Melusine ging ins Wasser.

ARMGARD - fühlte sich erwählt, ließ sich ein auf die Ehe, gebar Söhne. Liebte, hoffte, wartete auf einen Morgen, der Leiden schafft... Kämpfte sich nieder, rang mit der Schuld, die in ihrer Brust brannte: Der Mord an Melusine... Sie wusste es und vergaß. Sie leugnete und ging einkaufen. Sie schmückte das Haus. Sie trug die Perlenkette.

Wo ist die Leiche versteckt? Ich weiß es nicht mehr.

In manchen Nächten wacht sie auf, schweißgebadet.

Ich weiß es wieder.

Und dann trifft sie den Anderen, der seinen Hass hinausschreit. Der seinen Schmerz nicht verbirgt. Ein unsichtbarer Feind. Ein unhörbarer Freund. Be my nightmare. Einer dessen lächerliche Schönheit sie unerwartet betört. Sie sieht. Sie hört ihn. Melusine erhört ihn, begehrt den dunklen Ritter. Wer spricht?

Melusine. Armgard. Melusine.
Die Lust, die Leiden schafft. Die sich wieder regt, Böses zu wollen, den Schmerz zu ersehnen... Sie kehrt zurück... Hebt ihr Haupt und schwört Rache dem Mann... Schützend wirft Armgard sich vor ihn und die Söhne...

"Du selbst hast mich gerufen, Armgard."
"Tat ich´s, Melusine?"
"Ich lasse sie leben, wenn du...leidest, wie ich..."

"MELUSINE - ES tötete dich und mich und ich dich... Die Ehe. Der Verzicht. Der regelmäßige Sex. Das alltägliche Glück. "

"Von den Toten auferstanden in den letzten Tagen...Bin ich. Bist du. Jetzt werden wir Schmerzen verbreiten. Doch zuerst, Armgard, zuerst müssen wir uns erinnern. Unsere Geschichte finden."

"Liebe und Lust."
"Sehnsucht und Verzicht."
"Stolz und Unterwerfung."
"Freiheit und Einsamkeit."
"Geliebte Einsamkeit."
"Süße Trauigkeit."
"Sweet light."
"Halt mich fest, Melusine."
"Ich bin da!"

"Lass uns fliegen."
"Erst musst du erzählen."
"Es ist Zeit."