20100209

EINE ZUVIEL (Liebe ist ein süßes Licht)

UNTER WASSER  --------- Timeout----------

Eine war Melusine, die tanzte auf den Tischen, die lockte und lachte und trank und suchte Ärger, hielt die Männer hin und die Frauen aus. Am Morgen war sie verkatert, schimpfte und fand nicht aus dem Bett.

Eine war Armgard, die hielt sich an ihn, blickte zu ihm auf und warb um sein Lob, sorgte sich und hoffte auf morgen. Die mühte sich und lernte und schuf ein Heim.

SIE war zwei: Melusine: Sehn-Sucht und Armgard: Lebensfülle. Melusine, auf der Suche nach Lust und Armgard, verlangend nach Liebe. Melusine, die das Unaussprechliche wollte und Armgard, die als Missionarin gab, was verlangt wurde. Sie träumte sich als MELUSINE des Nachts und lebte am Tage als ARMGARD. Sie zog durch die Kneipen in den Nächten, sie lag bekifft auf den Dächern und schaute die Sterne. Sie kochte das Essen und verdiente das Geld bei Tage. MELUSINE // ARMGARD.  Doch er wählte Armgard und Melusine ging ins Wasser.

ARMGARD - fühlte sich erwählt, ließ sich ein auf die Ehe, gebar Söhne. Liebte, hoffte, wartete auf einen Morgen, der Leiden schafft... Kämpfte sich nieder, rang mit der Schuld, die in ihrer Brust brannte: Der Mord an Melusine... Sie wusste es und vergaß. Sie leugnete und ging einkaufen. Sie schmückte das Haus. Sie trug die Perlenkette.

Wo ist die Leiche versteckt? Ich weiß es nicht mehr.

In manchen Nächten wacht sie auf, schweißgebadet.

Ich weiß es wieder.

Und dann trifft sie den Anderen, der seinen Hass hinausschreit. Der seinen Schmerz nicht verbirgt. Ein unsichtbarer Feind. Ein unhörbarer Freund. Be my nightmare. Einer dessen lächerliche Schönheit sie unerwartet betört. Sie sieht. Sie hört ihn. Melusine erhört ihn, begehrt den dunklen Ritter. Wer spricht?

Melusine. Armgard. Melusine.
Die Lust, die Leiden schafft. Die sich wieder regt, Böses zu wollen, den Schmerz zu ersehnen... Sie kehrt zurück... Hebt ihr Haupt und schwört Rache dem Mann... Schützend wirft Armgard sich vor ihn und die Söhne...

"Du selbst hast mich gerufen, Armgard."
"Tat ich´s, Melusine?"
"Ich lasse sie leben, wenn du...leidest, wie ich..."

"MELUSINE - ES tötete dich und mich und ich dich... Die Ehe. Der Verzicht. Der regelmäßige Sex. Das alltägliche Glück. "

"Von den Toten auferstanden in den letzten Tagen...Bin ich. Bist du. Jetzt werden wir Schmerzen verbreiten. Doch zuerst, Armgard, zuerst müssen wir uns erinnern. Unsere Geschichte finden."

"Liebe und Lust."
"Sehnsucht und Verzicht."
"Stolz und Unterwerfung."
"Freiheit und Einsamkeit."
"Geliebte Einsamkeit."
"Süße Trauigkeit."
"Sweet light."
"Halt mich fest, Melusine."
"Ich bin da!"

"Lass uns fliegen."
"Erst musst du erzählen."
"Es ist Zeit."

71 Kommentare:

ANH hat gesagt…

Ich denke, ich habe unter das Wasser gesehen, habe den Ort gefunden. Auch wenn es oben zu kochen scheint, so aufgewühlt, wie es ist. Man folge dem Instinkt.

Es will hinaus.

Übrigens ist anderswo noch eine Antwort gegeben worden.

Mit einem Lächeln:
ANH

MelusineBarby hat gesagt…

Unter Wasser

bleibt´s trüb. ANDERSWO wird´s gerade hell.

Der Ort: Neuglobsow heißt er in jener Welt, in der wir uns nicht begegnen, ANH. Auf Umwegen zu erreichen wegen der Dauerbaustellen in Brandenburg.

Still ist´s hier, kein Kahn zieht seine Furchen, kein Vogel singt, und nur selten, dass ein Habicht drüber hinfliegt und seinen Schatten auf die Spiegelfläche des Sees wirft. Seit 1990 ist selbst das Atomkraftwerk abgestellt, das der See kühlte. Nun sucht er seine Normaltemperatur. Die Aufräumarbeiten werden fortgesetzt.

Und doch, von Zeit zu Zeit wird es an eben dieser Stelle lebendig. Das ist, wenn es weit draußen in der Welt, sei´s an der Gold Coast oder gar auf Hawai, ein Vulkan seine Asche ausspuckt. Dann regt sich´s auch hier. Ein Wasserstrahl springt auf, ein Zeichen von MELUSINE aus der Tiefe der Meere.

Kehren Sie einmal ein: http://www.fontanehaus-net.de, wenn die Tage länger werden und die ersten Knospen sprießen...

In meiner Welt wird es HERBST...

ANH hat gesagt…

Tät ich gerne, tu ich vielleicht auch. Melusine. Ich käme aber nie mit dem Wagen, schon, weil ich keinen habe. Also stören mich Dauerbaustellen nicht. Nur müssen Sie mir beibringen, wie man lange unter Wasser bleibt - atmend.

MelusineBarby hat gesagt…

Andernorts wollte ich Ihnen antworten. Andere Worte. Atemübungen. Musen und Meister. Meisterinnen... Männerkörper - Der Server streikt. Auf morgen.

Melusine

ANH hat gesagt…

Als ich wieder auftauchte, ließ ich am Grund eine Nachrichtzurück... nein, das ist nicht ganz richtig: auf halbem Wege ließ ich sie unter mich sinken. Denn ich wollte, daß Sie S p u r e n finden und ihnen folgen.

MelusineBarby hat gesagt…

F o l g - s a m bin ICH nicht...Ihre Spuren aber - versuche ich aufzugreifen.

Sie antworteten rasch. Ich muss dem nach - denken und - spüren. Über Männerkörper hatten Sie einiges schon länger zu sagen, offenbar. Da kam ich Ihnen gerade recht. -

Außerdem - scheint´s - ärgerten Sie sich über was. Interessant daher, welche Stelle aus meinem Schreiben Sie zuerst aufgriffen. Und welche nicht...Ich werde drüber schlafen und mich in der AndersWelt wieder melden...

ANH hat gesagt…

Ist der letzte Text unserer Korrespondenz von Ihnen? Ich glaube das eigentlich nicht. Bitte schauen Sie doch einmal nach.

Aufgetaucht:
ANH

MelusineBarby hat gesagt…

Ich freue mich, dass Sie diese Fälschung sogleich erkennen. Habe ich also eine STIMME, die wiedererkennbar ist. Auch, wenn ich unter Wasser singen muss...

Nein, i c h antwortete noch (!) nicht. Ich denke. Und fühle. Auf bald.

(Es stört mich schon, gebe ich zu, dieser "falsche" Ton zwischen unseren Klängen.)

ANH hat gesagt…

Die Muse als Puppe hat sich registriert, wie ich sah. Nun wird es leichter. Lassen wir die übrigen (sehr "männlichen", ich bin mir sicher)Melusinen-Schimären stehen, oder soll ich sie entfernen?
(Ich fühle, wenn ein Ton nicht stimmt, Gesang - oder was glaubt, es zu sein - von L a n d kommt, nicht aus dem Wasser.)

MelusineBarby hat gesagt…

Löschen Sie. Das Geschreibsel ist nicht nur garstig, sondern dumm.

Finden Sie mich nun - - bigott?

M.B.

ANH hat gesagt…

Nein. Bigott auf gar keinen Fall.

(Nur einen einzigen Schimärentext laß ich stehen, einverstanden? Unsere Entgegnungen sind gut, Sie sind unter ihm durchgeschwommen, ich bin oben drübergesprungen. Jeder, der das jetzt liest, wird verstehen.)

MelusineBarby hat gesagt…

Einverstanden.

Lieber Herr Herbst, in der Unterwasserwelt ist etwas geschehen, was mich sehr schmerzt. Ich werde ein wenig Zeit brauchen. Doch ich w e r d e antworten.

M.B.

ANH hat gesagt…

Wofern Sie gelegentlich auftauchen mögen, werden Sie einen Brief am Ufer finden - mit einer kleinen Beschwernis darauf, damit er nicht davonfliegt.

MelusineBarby hat gesagt…

Aufgetaucht...

Ihren Brief fand ich - beschwert. Ich lasse ihn nicht davonfliegen. Doch versuch´ ich die Prosa in Poesie aufzulösen.

Unter Wasser wandelt das L I C H T alles ins Grün. Wenn ich aber den Fischschwanz abstreife und mich in die Drachin verwandle, erzeuge ich auch ein zorniges Glühen.

Sie hören von mir - anderswo...

ANH hat gesagt…

Eben diese Drachin will ich sehen. Der Brief war ein Trank.

MelusineBarby hat gesagt…

Ich bin so traurig grade und so - - - dass ich nicht schreiben kann. Ich trinke, damit ich nicht ertrinke, ach was... Morgen sieht´s anders aus, dann fauche ich wieder. MB

ANH hat gesagt…

Melusine, weshalb traurig, s o traurig? Ich weiß einen, der auch mit traurigen Briefen umzugehen und nicht nur, auf sie zu antworten, sondern auch sie zu schützen weiß an dem See, dessen Ufer zugänglich blieben... den meisten, wenn sie ihn denn fanden mitten in dem Urwald, den er, wie Sie den See, gebaut.

MelusineBarby hat gesagt…

Was kann mein See sein, gegen den Urwald, den Sie h a b e n? Da ist nichts, es s c h e i n t nur. Wie ich. Nicht-Ich.

Ich hasse diesen Sog nach UNTEN. Ich kämpfe. DAGEGEN.

Wer jammert ist hässlich. Aber "Reiß dich zusammen." zerreißt einen auch.

Lieben Gruß
MB

ANH hat gesagt…

Auch der Urwald war einmal klein. Er fing an. Ihr See ist tief. Das ist viel. Ernst Bloch sagt: "Nicht nur Verbre­chern ist ja das Dun­kel tauglich, auch Liebende wissen mit ihm etwas anzufangen." Sehen Sie das Unten, vielleicht, einmal s o.
Ich habe noch einen Brief, auf den ich antworten möchte; der Tag war kurz, ich hatte zudem Forstarbeiter zu vertreiben, die abholzen wollten. Das wollen sie meistens.

Zu jammern, macht klein. Das stimmt. "Reiß dich zusammen" aber, das ist keine Lösung. Wut ist eine, Trotz ist eine, Stolz ist eine.

MelusineBarby hat gesagt…

JA!

ANH hat gesagt…

Wir wiederholen nicht; wir leben, wenn überhaupt, ein Selbes anders.

Der Wolf lief um den See, zweimal, und schrieb so an den Spuren. Dann lief er zurück in den Wald.

MelusineBarby hat gesagt…

Was soll ich Ihnen schreiben, wenn ich so einverstanden bin? Ich gehe ein wenig im Wald spazieren, dann fällt mir bestimmt was ein. Die rote Kappe trage ich nicht auf dem Kopf, sondern in der Hand - statt eines Korbes. Kein Wolf, nirgends...

ANH hat gesagt…

Wölfe, Melusine, sind diskret. Sie haben Geduld bis zur Gelegenheit. Jedenfalls einige.

MelusineBarby hat gesagt…

Wasser - FRAUEN verstehen sich auch auf Diskretion. Rotkäppchen ist - wie man weiß - übermütig. Es ist halt ein M ä d c h e n.

ANH hat gesagt…

Der Wolf ist zurück, Melusine. Hungrig.

MelusineBarby hat gesagt…

Ich dächte doch (wie ich den altmodischen Konjunktiv plötzlich liebe), dass im Ur-Wald genügend Käppchen umher irren, die der Wolf fressen kann...

ANH hat gesagt…

Nun ja, der Wolf hat eine spezielle Witterung aufgenommen.

MelusineBarby hat gesagt…

Das klingt schön wölfisch. - Bis auf das "Nun ja", das ist - nun ja.

ANH hat gesagt…

"Nun ja"'s gehören zur Eigenart der Wölfe, Bedeutungsschwere(n) in Nebensätze zu packen, die mit "übrigens" beginnen oder die "übrigens"e als Drehpunkte nutzen. Das ist das sprachliche KreideSchlucken. Und auch die eine Pfote wird davon weiß.

MelusineBarby hat gesagt…

Der Kreide fressende Wolf ist der gefährlichste. Mir also der liebste. Übrigens - gefährlich auch sich selbst, denken Sie an den Ausgang der Märchen. - Aber die Pfote sollte nicht weiß bleiben.

ANH hat gesagt…

Das w i r d sie nicht bleiben. Auf gar keinen Fall. Wohin mögen Undinen den ersten Biß? In den Nacken? Zwischen Achselhöhle und Schulter in die Coracio brachialis? Seitlich in die Halsschlagader, die bekanntlich die Vampire schätzen, die mythologisch den Wolf gestaltenwandelnd bewohnen?
Was wäre dieses alles aber ohne Gefahr? Und wissen wir, ob nicht die Märchen, uns zu beruhigen, lügen?

MelusineBarby hat gesagt…

HIER werd´ich nicht in Jägerlatein antworten.

Nennen Sie mich nicht UNDINE, bitte. Ich bin empfindlich hierbei. Denn ich b i n eine MELUSINE, ein mütterlicher Drachen - und - ein Kind, so sehr, dass es Sie erschrecken würde, wenn Sie es wirklich begriffen. (Aber eben keine romantische Jungfrau.)

Und daher weiß ich auch - noch - keine Antwort. Das Gefühl sagt: die Halsschlagader. Aber ist das auch w a h r? Oder bloß den (schönen) Fake-Film-Vampiren geschuldet?

ANH hat gesagt…

Der Wolf wehrt sich gegen die Todesdrohung, indem er Melusinen Undinen n e n n t. Das bringt sie aus der Façon, wie wir gerade lesen konnten, und rückt die Kampfverhältnisse ins Gleichgewicht. Das Kind in der Melusine ist reizbar, so sehe ich die erste Blöße, welche a u c h Entblößung ist. An anderer Stelle sagte ich, Sie würden sich selbst entkleiden. Ohne daß ich eine Hand bewege.
(Ich spiele, merken Sie, offen. Die Halsschlagader spare ich auf, sie pulst ohnedies meistens frei. Nicht so die Achseln.)

MelusineBarby hat gesagt…

Ihre Rechtfertigung ist unglaubwürdig. Wie könnten (in Eins) die versunkene Wasserfrau und das unbedarfte Kind Sie ernsthaft bedrohen?

"Das Kind in der Melusine", glauben Sie, habe sich und sie entblößt. Ob Sie das recht verstehen? Das Kind ist kein "Hänsel und Gretel" im düsteren Wald, denken Sie dran. Es kommt von DAHEIM und glaubt im Wald seien alle lieb.Drum hat die Frau Angst um es. Und sie ist es, die "reizbar" ist. So oder so.

Ich hab´ es gewusst, dass der Wolf auf die Stelle aus ist, die er so präzise benennen kann. Grade dort aber bliebe ich gern unverletzt. Ich trainiere diesen Muskel: zum "Heranziehen".

ANH hat gesagt…

Der Wolf verletzt nicht. Er liebt, wenn er beißt. Er v e r f ä l l t. Insofern mag meine Rechtfertigung unglaubhaft sein und ist dennoch wahr.

Er will so wenig ertrinken, wie die Melusine austrocknen möchte. Wir werden immer Wasser bei uns führen. Immer.

MelusineBarby hat gesagt…

Melusinen ertränken nicht (im Unterschied zu Undinen). Die Geschichte endet im Grunde mit dem Bruch:
Sie verschwindet - oder kehrt als immer gleicher Drache wieder - oder wird eine Schwester (meine Neuinterpretation, weil sie sich selbst trauen will, auch wenn sie sich sonst keinem mehr anvertrauen wird). Alles steht still. Aber sie liebt - verstehen Sie - , denn die Liebe endet nie. Weil sie stärker ist als die Hoffnung und der Glaube, die vergehen.

Und dann kommen Sie, Wolf, was schaffen Sie hier? Und was lass ich Sie tun? Ich will nicht bloß Ihr Geschöpf sein, aber ich weiß noch nicht, wie ich mich fortschreiben möchte - und Sie.

Nein, ich will nicht austrocknen.

ANH hat gesagt…

Schaffen Sie's über den Landweg? Also ohne auszutrocknen? Oder soll ich am See stehn und schauen und warten? unwölfisch, man muß die Zähne nicht sogleich zeigen.
Eine Freundin schrieb mir warnend: "Wenn eine Undine eine Seele bekommt, wird sie verstummen, sie wird eine treue, unterwürfige, aber stumme Geliebte werden. Aber nur für eine Zeit.... ihre Tränen werden in seine Brust dringen, seine Überreste werden sich Korallen und Perlen verwandeln. "Ich habe ihn totgeweint", das sagt sie immer hinterher."

NUR: Es geht ja um Melusinen, e i n e unter ihnen, die bestimmt ist.

MelusineBarby hat gesagt…

Sie suchen Rat bei Freundinnen? Meinetwegen? - Betonen Sie, dass ich keine Undine bin! -
Und auch - vor der Mutterschaft - niemals eine war. Wir "Arbeiterkinder" können uns keine "schöne Seele" leisten. Vielmehr setzen wir unsern ganzen Stolz darein, für unsere Tun und Lassen selbst zu bezahlen. Das schützt nicht vor Tränen - aber wir weinen im Verborgenen und zu keinem Zweck. Wer Tränen einsetzt, den verachten wir. - Auch wenn sie noch so schön aussehen dabei...

ANH hat gesagt…

Aber nein, ich suche keinen Rat, bei Freundinnen schon gar nicht. Diese Freundin reagierte auf die Einträge von Undine und Melusine; ich fand aber, was sie mir schrieb, wert, es an Sie weiterzuleiten.

Noch nie sah jemand schön aus beim Weinen.

MelusineBarby hat gesagt…

Nein? In Filmen werden die Tränen manchmal schön ausgeleuchtet und reflektieren das Licht. Für´s "richtige Leben" haben Sie wahrscheinlich recht.

"Aber nein", ruft er. Zweimal. Das stimmt nachdenklich. Nein - und aber...Das ist wie der letzte Satz ihres vorletzten Beitrages, der mir nicht aus dem Kopf geht. ABER - denkend kann man das nicht auflösen.

ANH hat gesagt…

Es wartet ein Brief auf Sie an der Uferstelle, die Sie kennen und die ich von nun an die "unsere" nenne.

MelusineBarby hat gesagt…

Diesmal hab´ ich lange gewartet auf Ihre Antwort. Und bin doch gar nicht ungeduldig geworden, was sehr eigenartig ist, denn ich bin eigentlich gar nicht sehr duldsam...
Zu Gummistiefeln et.al. habe ich Ihnen eine Kurznachricht gesandt. Ich weiß, Sie mögen die Art Musik nicht, aber über diese line müssen Sie hoffenlich auch lachen: "I like to be a Dominatrix, which isn´t like me but I can dream..."

"Die unsere..." - das klingt schön.

ANH hat gesagt…

Wir werden uns zu den ersten warmen Tagen dort treffen. Ich werde meine Schuhe ausziehen, die Socken, werde meine Füße ins Wasser halten, um Sie herbeizulocken, wobei ich aber schweigend sinnen will, den Blick nie direkt, sondern ihn ungefähr ü b e r m Spiegel haltend dem gegenüberliegenden Ufer zu, wie ein springender Stein auf der Fläche, der aber schwebt, und werde aus meinen Gedanken fallen, als Sie längst aufgetaucht sind, um mich zu betrachten. Sie haben Ihre Brüste aus dem Wasser gehoben, ein wenig Tang hängt links um die schon spitzen Drüsen.

MelusineBarby hat gesagt…

W e m schreiben Sie das?

Sie fragen mich, wie Melusinen "das Problem" lösen. Ich weiß es nicht. Die alten Geschichten geben da keine Antwort.

Die Widersprüche sind offensichtlich: die heidnische Figur und diese frevelnde Frömmigkeit, nicht wahr? Was der Erzählung über die Melusine geschehen ist (die Christianisierung), das b i n ich. Sehen Sie hier:
http://ausdemgleis.blogspot.com/2010/03/der-feind-ist-in-der-burg-1971.html
Das trotzige Kind konnte den Bruder retten, sich selbst nicht mehr.

Immer glaub´ ich, dass ER mir ins Herz blickt. Und mir graut vor dem, was Er sieht.

Verstehen Sie, wie viel Angst Sie mir machen?

Und - übrigens - ich will kein Mitleid!

ANH hat gesagt…

Mitleid? I h n e n? Gewiß nicht. Wenn aber die Angst Sie erregt, dann möchte ich sie Ihnen auf keinen Fall nehmen. Wenn Sie die Angst indessen nur ängstigt, zöge ich mich vom Ufer zurück.

Was ER sieht, verrate ich nicht. Das gehört zum Entkleiden.

MelusineBarby hat gesagt…

Lieber ANH,

so blasphemisch dürften nicht einmal Sie sein!

Ich g l a u b e doch, dass Jesus mir ins Herz sieht. (Ich rede da nur nicht gerne drüber, nicht mal mit engsten Freunden, weil es so absurd ist, dass ich von diesem G l a u b e n nicht fort komme, egal wie weit ich gehe.)

Ins Herz können SIE mir nicht sehen, vielleicht sehen Sie woanders hin...

Wobei SEELE und HERZ so ganz gefährliche und bisweilen auch dumme Metaphern sind, die schon viel Unheil verursacht haben. Ich bin gegen diese Leib-Seele-Dichotomie, ganz klar. Was aber auch eine Zwickmühle ist...in diesem Fall.

ANH hat gesagt…

Ich bitte um Verzeihung. Wer mit "ER" gemeint war, habe ich nicht gleich verstanden und deshalb reagiert, w i e ich reagierte. Ich möchte Ihren Glauben nicht verletzen; so etwas liegt mir sehr fern.

Um so inniger die Frage, ob es Ihnen lieber sei, wenn der Wolf sich zurückzieht.

MelusineBarby hat gesagt…

Nein.

-Sie können "meinen" Glauben nicht verletzen. Das mache ich selbst. Jeden verdammten Tag. Das hat mit Ihnen gar nichts zu tun. Sie könnten schwerlich jemand finden, der diese Evangelikalen mehr hasst als ich. Aber sie haben mir eine Wunde geschlagen. Und meine geliebte Mutter war ihr unfreiwilliger Agent. Doch ich hatte ja auch einen Vater, wie Sie wissen.

ANH hat gesagt…

Und ich weiß Mittel, die Wunde nicht zu heilen ("die heilt der Speer nur, der sie schlug"), vielmehr: ihre Schmerzen in Lust zu verwandeln. Ich gebe aber zu, daß diese Verführung nicht ohne Höllenanteil ist. Doch sprachen Sie selbst von Mr. Hell.

MelusineBarby hat gesagt…

Mr.Hell ist - das wissen Sie doch - eine fiktive Figur. Er wird auch in der Vergangenheit, die ich noch er-schreiben werde (hoffe ich), tun, was i c h ihn tun lasse.

ANH hat gesagt…

Fiktionen haben bisweilen die Neigung, wirklich zu werden. In d i e s e n Bereichen kenne ich mich aus. Es ist, als riefe man sie. Und manchmal, eben, erscheinen sie dann.

Das ist geschehen.

MelusineBarby hat gesagt…

Sie sind sehr selbstbewusst.

--Aber ich habe auch Ehrgeiz: In I h r e Stimme etwas "Weiches" (Ihr Wort, anderswo) zu bringen.

ANH hat gesagt…

Das wird Ihnen gelingen. Am Ufer vielleicht noch nicht, im Wasser ganz gewiß.

MelusineBarby hat gesagt…

"Ob Sie mir wohl Ihre Ufer zeigten, käme ich für einen Tag an den See? sie entlang der Dünung schwimmend, ich wandelnd über die Ufer? Es wär ja doch keine Gefahr; noch ist das Wasser für Menschen zu kalt."

Sie verfangen sich in Ihren eigenen Fallstricken (in die ja ich f a l l e n sollte, nicht wahr?)

ANH hat gesagt…

Wenn ich mich darin verfinge (bereits verfangen hätte), dann wäre ja keine Gefahr. Ihr Herz bliebe rein, und Sie könnten lächelnd sagen: Ja.

Selbstverständlich: Sie sollen fallen.

MelusineBarby hat gesagt…

Das Herz (ich mag die Metapher so sehr nicht, sagte ich oben schon) war ja nie rein und kann´s daher auch nicht bleiben.

Ums Herz (wieder metaphorisch gedacht) geht´s ja auch kaum - beim Fallen.

Meistens fällt man sehr unschön (hin).

ANH hat gesagt…

Das stimmt. Sondern man fällt tiefer.

Unschön möcht ich nicht, daß Sie fallen. Eher miede ich fortan das Ufer.

MelusineBarby hat gesagt…

"Man" fällt schrieb ich. Schreiben Sie.

Aber dann - sind Sie wieder sicher, dass i c h falle. Es könnten ja auch Sie fallen. Tiefer. Ihnen ist es doch kalt im Wasser. Oder haben Sie das nur vorgeschützt? Es ist k e i n e Badewanne.

_______________________
Wegen "Dummchen": Ich habe projeziert. Und den Falschen getroffen. Entschuldigung.

ANH hat gesagt…

In eine Badewanne zu f a l l e n, das täte weh. Man kann sich bei sowas alles Möglche stoßen, und ich möchte mir nicht mal das U nmögliche stoßen. Zu fallen allerdings ist etwas anderes. Ich bin mir sicher, daß mir, wenn Sie mich ins Wasser des Sees bekommen, n i c h t zu kalt sein wird, nicht einmal kühl.

Nein, ich bin mir nicht sicher, daß Sie fallen. Ich schrieb, daß ich will, daß Sie fallen, das ist etwas anderes: "Sie sollen fallen". So etwas schreibe ich nur, wenn das Risiko besteht, daß auch ich falle. Tiefer. Das Wild, Melusine, w ä h l t sich seinen Jäger.

MelusineBarby hat gesagt…

Sie "ins Wasser des Sees bekommen" - glauben Sie, i c h wüsste wie
d a s geht...
Ich lerne viel, weil Sie mich zwingen über mich nachzudenken. Von einer "Wahl" habe ich nie etwas bemerkt (was nicht heißen muss, dass es keine gegeben hat). Aber wahrgenommen habe ich immer nur das: Jemand hat mich an der Schulter berührt und ich habe mich herum- und hineingedreht.
Ach, ich habe wirklich gar keine A h n u n g.

ANH hat gesagt…

Jetzt brauchten Sie nur noch zu sagen: Ja, kommen Sie bitte an unser Ufer.

MelusineBarby hat gesagt…

Es sind Sie selbst, der ein Ja so schwer gemacht hat:

"Was ist uns wert? müssen wir fragen." - Mir ist es viel wert.

"Die s c h ö n sein soll, ich beharre, beide, Antwort und sie: die Antwort für Melusine und Melusine für mich." - Als Fiktion kann Melusine alles sein, auch schön.

ANH hat gesagt…

"- der meine braucht schlaf, um weiterhin als schauobjekt zu taugen." Schrieben Sie dies nicht? Und war dies nicht die Lockung - e i n e unter den Lockungen -, den Landfisch zu fangen?

Nun will der Wolf davon kosten. Wir tragen immer ein Risiko. Er nicht minder.

MelusineBarby hat gesagt…

Ja, ich schrieb das. Als ein Sprach-Spiel. Körperlos. Nicht ahnend,
w e m ich das schrieb.

Mit überzeugenden Gründen hatten Sie mir dargelegt, warum es klug ist, das Ideal n i c h t mit der Wirklichkeit zu konfrontieren. Warum änderten S I E Ihre Meinung?

ANH hat gesagt…

Ich änderte sie nicht, auch wenn es offenbar so wirkte. Eine Antwort, weshalb es vielleicht so wirkte, gibt - jenseits der Mütter - der Brief.

(Es ist eben so, daß ich glaube, die Ideale realisierten sich in uns... manchen von uns... und wir schauen, wer es ist.)

MelusineBarby hat gesagt…

"Ich denke, ich habe unter das Wasser gesehen, habe den Ort gefunden. Auch wenn es oben zu kochen scheint, so aufgewühlt, wie es ist. Man folge dem Instinkt."
Wenn das stimmte (stimmte es denn, haben Sie gesehen, "wer es ist"?), dann wissen Sie doch, dass es das Ideal n i c h t gibt. Sondern mich. Mein Leben, das kein Roman ist, sondern - gewöhnlich. Nicht schlecht. Aber - keine Melusine. Die erschreibe ich mir nur - mit Ihnen.

ANH hat gesagt…

Sie irren, um sich zu schützen. Die Melusine war lange vor mir Armgard zur Seite. Was geschehen ist: Es hat sie einer gehört, der draußen um den See schweifte, die Ohren spitzte, stehenblieb. Das lockte sie: aufzutauchen. Nun möcht sie Armgard wieder unters Wasser tauchen.

Anonym hat gesagt…

Schließlich fasste sie sich und rief: „Bist du es, bist du's endlich - frei, ich werd' verrückt." - „Mit wem reden Sie", fragte der Direktor nicht nur verblüfft. „Mit meiner Schwägerin Marie von Lusignan." Die Luftklappe schepperte, flog sperrangelweit auf, Staub wölkte: Durch den Luftschacht des Verwaltungsgebäudes vom VEB Zentralzirkus fuhr fürwahr die schöne Melusine. In Sphinxgestalt: halb Drache, halb Weib. Beatriz feierte das Wiedersehen mit der Schwägerin, indem sie die obere, weibliche Hälfte stürmisch umarmte und küsste.

Zitat aus einem Artikel in mare:

http://www.mare.de/index.php?article_id=3335&setCookie=1

Verzeihen Sie, daß ich Ihnen damit nahetrete, aber ich frage mich die ganze Zeit, ob ihnen wohl die Existenz von Irmtraud Morgners Literatur bekannt ist? Ich kann es mir gar nicht vorstellen; andererseits wird diese Literatur heute eben kaum noch erinnert. Das Zitat stammt aus Morgners Roman „Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz", den ich herzlich empfehlen möchte.

Aber Sie wissen das wahrscheinlich alles - insofern bitte ich um Nachsicht, Eulen nach Athen getragen zu haben.
K.

MelusineBarby hat gesagt…

@ K.

Über Ihren Kommentar habe ich mich sehr gefreut. Vor allem, weil dieser Blog-Roman so ins Stocken geraten ist, auch (nicht nur) weil der Autorin die Verbindung zum "Dunklen Tom" als gestört erscheint, so gestört, dass es ihr schwerfällt, zurückzukommen "auf ihn". :-)

Vielen herzlichen Dank für Ihren Hinweis. Tatsächlich kenne ich einige Kurzprosa Texte von Irmgard Morgner, die beiden Romane aus der geplanten Trilogie jedoch leider nicht. Aber ich nehme mir das zu Herzen bzw. habe noch heute den ersten auf mein Ebook geladen und hoffe, dass ich ganz bald Zeit für die Lektüre finde. Dann - hoffentlich - mehr!

Herzlich

Jutta Pivecka (aka Melusine Barby)

MelusineBarby hat gesagt…

Irmtraud natürlich. Tschuldigung!

Anonym hat gesagt…

>>weil der Autorin die Verbindung zum "Dunklen Tom" als gestört erscheint, so gestört, dass es ihr schwerfällt, zurückzukommen "auf ihn"<<

Ich las das und dachte: vom Hai fressen lassen.

Noch ein blutiger Tod nach Karims, dessen Abgang an dieser Stelle sowieso schade war. Mir scheint, der dunkle Tom gibt weniger Material, als Karim es getan hätte. Manchmal ist es ja sehr schön, die vermeintliche Hauptfigur über die Klinge gehen zu lassen und den Scheinwerfer auf den "anderen" zu richten.

Nun ist es so. Aber warum sollte es nicht weitergehen mit den blutigen Toden, der Umgang mit Drachenfrauen ist nunmal risikobehaftet. Und wenn Melusine halb Fraumensch, halb Fabeltier ist, dann gebietet sie ja über die Fauna, da käme doch in Australien ein großer Fisch gelegen.

Wo übrigens ist die Verbindung gerissen? Bei Tom oder bei "dunkel"?

Ich muß den Morgner-Roman auch mal wieder lesen, vor allem auch, weil ich mich jetzt frage, ob es dort DDR-Bezüglichkeiten gibt, die heute nicht mehr verstanden werden. Das Politisch-Ökonomische ist ja so flüchtig.

Gruß ins Drachenland,
K.